Design, das Nutzer versteht.
Interaktionsdesign (engl. Interaction Design oder Interactive Design) - das sind sowohl raffinierte Scroll-Effekte und 3D-Animationen als auch Buttons, Formulare und noch vieles mehr: Im Allgemeinen ist Interaktionsdesign ein zentraler Baustein des User Interface- und User Experience Design und befasst sich mit der Gestaltung der Schnittstelle zwischen Nutzern (z. B. dir) und digitalen Systemen (z. B. dieser Website).
Human-Computer-Interaction (HCI) spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, da sie die Verbindung zwischen Informatik und Psychologie nutzt, um benutzerfreundliche digitale Produkte zu entwickeln.
Mit der rasanten Entwicklung digitaler Technologien ist die Interaktionsgestaltung zu einem entscheidenden Faktor für den Erfolg von Benutzeroberflächen geworden.
Für alle, die nach 1995 geboren sind, ist das fast schon eine Selbstverständlichkeit. Doch die Entwicklung des Interaktionsdesigns und sein Einfluss darauf, wie eine Marke oder eine Anwendung wahrgenommen wird, wird erst deutlich, wenn man sich intensiver mit dem Thema beschäftigt und die vielfältigen Möglichkeiten dieser Designdisziplin entdeckt. Gesagt, getan ...
Interaktionsdesign spielt eine zentrale Rolle in der digitalen Welt, da es die Qualität der Interaktion zwischen einem digitalen Produkt und seinen Nutzern maßgeblich beeinflusst. Durch strategische Gestaltung kann ein Zustand erreicht werden, in dem der Benutzer Freude bei der Nutzung eines digitalen Produkts empfindet – der sogenannte “Joy of Use”.
In einer Zeit, in der wir mit immer komplexeren Geräten und deren Schnittstellen interagieren, ist gutes Interaktionsdesign unverzichtbar. Es sorgt dafür, dass Interaktionen reibungslos, effizient und angenehm ablaufen.
1977 war Ken Olson, Präsident und Gründer von DEC, einem der erfolgreichsten Hersteller von Computerbausteinen, noch der Meinung: „Es gibt keinen Grund, warum irgendjemand einen Computer zu Hause haben wollen würde."
Heute wissen wir, dass er sich zumindest in diesem Punkt gewaltig geirrt hat. Von Commodore über Apple bis hin zu Atari: Die Wurzeln des Interaktionsdesigns reichen bis in die frühen 1980er Jahre zurück, als die ersten Personalcomputer (PC) immer mehr Einzug in den Alltag hielten.
Zur gleichen Zeit prägten Pioniere wie Bill Moggridge und Gillian Crampton Smith in ihren Designstudien bereits den Begriff des Interaction Designs und erkannten die Bedeutung von Mensch-Maschine-Schnittstellen für die Benutzerfreundlichkeit.
Mit dem Aufkommen des Internets und mobiler Technologien für die breite Öffentlichkeit Anfang der 2000er entwickelte sich das Feld rasant weiter.
Während anfangs vor allem die Funktionalität der Systeme im Vordergrund stand, rückte mit der Zeit die User Experience (UX) immer mehr in den Fokus. Heute ist Interaction Design ein unverzichtbarer Bestandteil der Entwicklung und Gestaltung von Apps, Websites und komplexen Softwaresystemen.
Interaktionsdesign lässt sich in fünf Dimensionen unterteilen, die zusammen ein umfassendes Bild der Gestaltung von Interaktionen ergeben:
Sprache ist das primäre Kommunikationsmittel an der Schnittstelle und spielt eine entscheidende Rolle bei der Interaktion.
Visuelle Darstellungen: Fotos, Illustrationen, Icons, Typografie, Farben und Animationen ergänzen die verbale Kommunikation und verstärken emotionale Reaktionen.
Hardware: Werkzeuge wie Maus, Stift, Touchpads und taktile Bildschirme ermöglichen die physische Interaktion mit digitalen Systemen. Die genutzte Hardware hat immer auch Einfluss auf das eingesetzte Interaktionsdesign.
Zeit: Interaktion ist ein dynamischer Prozess, der sich über die Zeit hinweg entwickelt, verändert und sich an die Bedürfnisse der Nutzer anpasst.
Verhalten: Digitale Produkte sind so konzipiert, dass sie es den Nutzern ermöglichen, Aufgaben auf verschiedene Weisen zu erledigen und ihre Ziele zu erreichen.
Interaktionsdesign basiert auf einer Reihe von Designprinzipien, die sicherstellen, dass Nutzer ein System einfach und effizient bedienen können (Usability). Die vier wichtigsten dieser Prinzipien sind:
Ein einheitliches Design, bei dem ähnliche Elemente in unterschiedlichen Kontexten gleich funktionieren, hilft den Nutzern, sich schnell zurechtzufinden.
Systeme sollten es dem Benutzer ermöglichen, Aufgaben schnell und ohne unnötige Schritte zu erledigen.
Benutzerinnen und Benutzer sollten jederzeit eine Rückmeldung darüber erhalten, ob ihre Aktionen erfolgreich waren, z. B. durch Animationen, akustische Signale oder Textnachrichten.
Gutes Interaktionsdesign berücksichtigt die Bedürfnisse aller Nutzer, auch von Menschen mit Behinderungen.
Mikro-Interaktionen
Like-Buttons, Hover- oder Mouse-over-Effekte sind kleine, oft unauffällige Interaktionen, die auf spezifische Benutzeraktionen mit visuellem oder auditiven Feedback reagieren.
Bestätigungselemente
Auch Confirmation Dialogs genannt, sind Fenster oder Meldungen, die den Nutzer bitten, eine Aktion zu bestätigen, bevor sie ausgeführt wird: „Bist du sicher, dass du fortfahren möchtest?“
Scrolling
Das vertikale oder horizontale Bewegen durch Inhalte wird heute mit weiteren Animationen verknüpft, um fließende Übergänge zu schaffen. Infinite Scrolling lädt Inhalte “unendlich” nach.
Gestensteuerung
Swipe, Pinch-to-Zoom, Tippen und Pull-to-Refresh reduzieren die Notwendigkeit von sichtbaren Schaltflächen und vereinfachen das Design für Geräte mit Touchscreens.
Slider
Elemente, die es den Benutzern ermöglichen, durch Ziehen eines Reglers einen Wert oder eine Einstellung (z. B. Lautstärke, Helligkeit) zu ändern und das Ergebnis sofort sichtbar zu machen.
Icons und Illustrationen
Durch Animationen können Nutzer mit Icons, Illustrationen oder anderen Medien interagieren und die Benutzeroberfläche lebendiger, persönlicher und nahbarer erleben.
Mehr Spaß bei der Bedienung und lebendigere Nutzererlebnisse sind nur zwei der vielen qualitativen Vorteile, die die Programmierung interaktiver Benutzerschnittstellen mit sich bringt. Es gibt aber auch quantitative Indikatoren, die diese Vorteile auch wirtschaftlich nutzbar machen:
Die Retention Rate ist eine wichtige Kennzahl, die angibt, wie gut ein Unternehmen seine Kunden oder Nutzer über einen bestimmten Zeitraum halten kann. Sie misst den Prozentsatz der Nutzer, die nach einer ersten Interaktion oder einem Kauf weiterhin aktiv bleiben oder erneut zurückkehren. Diese Kennzahl ist entscheidend, um die langfristige Zufriedenheit und Loyalität der Kunden zu verstehen und zu verbessern.
Bei Software-as-a-Service (SaaS) zeigt die Retention Rate, wie viele Kunden weiterhin die Software abonnieren und nutzen. Im E-Commerce gibt sie Aufschluss darüber, wie oft Kunden wiederkehrende Konversionen tätigen. Bei mobilen Apps und Spielen misst die Retention Rate, wie viele Nutzer nach der Installation aktiv bleiben und das Produkt regelmäßig verwenden.
Retention Rate =
(Anzahl der Nutzer zum Beginn eines Zeitraums / Anzahl der Nutzer zum Ende eines Zeitraums) x 100
Die Conversion Rate gibt an, wie viele Besucher einer Webseite oder einer App eine bestimmte Aktion, die als Conversion definiert ist, abschließen. Conversions können Anrufe, Anmeldungen, Downloads, Käufe und weitere Lead-Typen sein. Die Berechnung erfolgt nach der folgenden Formel
Conversion Rate =
(Anzahl der Besucher / Anzahl der Conversions) × 100
Aktuelle Trends und Ausblick:
Personalisierte, kontextabhängige und multisensorische Interaktionen werden immer wichtiger und sind maßgeblich von technologischen sowie gesellschaftlichen Entwicklung abhängig.
In der Zukunft wird das Interaktionsdesign zunehmend unsichtbar und integriert sein. Benutzeroberflächen könnten in den Hintergrund treten, während natürliche Interaktionen wie Sprache, Gesten und Blicksteuerung die primären Mittel der Benutzerführung werden. Technologien wie 5G, das Internet der Dinge (IoT) und verbesserte KI-Algorithmen werden die Grundlage für neue Formen der Interaktion legen, die noch nahtloser und kontextbewusster sind.
Bei all diesen Entwicklungen dürfen ethische Fragen nicht vernachlässigt werden. Urheberrechte, Datenschutz und Demokratisierung sind auch weiterhin Eckpfeiler, die es zu schützen gilt.
Stimm- und Sprachsteuerung
Die Integration von Voice User Interfaces (VUI) wächst rasant. Sprachassistenten wie Amazon Alexa, Google Assistant und Apple Siri werden zunehmend Teil von Interaktionsdesigns. Dies ermöglicht es den Nutzern, durch Sprachbefehle mit Systemen zu interagieren, was besonders in Situationen, in denen das Tippen umständlich ist, hilfreich ist.
KI-gestützte Personalisierung
Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen ermöglichen eine tiefergehende Personalisierung von Benutzererfahrungen. Systeme lernen das Verhalten von Nutzern, um Inhalte, Empfehlungen und Interaktionen individuell anzupassen.
Im Interaktionsdesign bedeutet das, dass Benutzeroberflächen zunehmend dynamisch gestaltet werden und sich den Präferenzen und dem Verhalten der Nutzer anpassen. Dies verbessert die Relevanz der Interaktionen und steigert die Benutzerzufriedenheit.
No-Interface-Design
Ein wachsender Trend ist das sogenannte No-Interface-Design oder unsichtbare Schnittstellen. Dabei wird die Interaktion so nahtlos wie möglich gestaltet, um “unnötige” Benutzeroberflächenelemente zu reduzieren. Systeme reagieren auf Kontexte und bieten Interaktionen im richtigen Moment an, ohne dass Nutzer explizit eine Oberfläche bedienen müssen.
Gestenbasierte Interaktionen
Gestensteuerung hat mit der Verbreitung von mobilen Geräten und Wearables enorm an Bedeutung gewonnen. Wischen, Pinchen und andere Gesten sind inzwischen Standard-Interaktionselemente auf Smartphones und Tablets und werden zukünftig wahrscheinlich noch wichtiger.